Faszien – Das Netzwerk des Körpers und ihre Rolle in der Körperarbeit
Was sind Faszien?
Faszien sind bindegewebige Strukturen, die unseren gesamten Körper durchziehen. Sie umhüllen Muskeln, Knochen, Organe, Nerven und Blutgefäße wie ein dreidimensionales, elastisches Spinnennetz. Lange Zeit galten sie in der Medizin als bloßes „Verpackungsmaterial“, doch moderne Forschung zeigt: Faszien spielen eine zentrale Rolle für Bewegung, Stabilität, Wahrnehmung und Gesundheit.
Faszien bestehen hauptsächlich aus Kollagenfasern, Wasser und elastischen Proteinen, was ihnen sowohl Festigkeit als auch Flexibilität verleiht. Es gibt oberflächliche Faszien (direkt unter der Haut), tiefe Faszien (umhüllen Muskeln und Muskelgruppen) und viszerale Faszien (umgeben die inneren Organe).
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Warum sind Faszien in der Körperarbeit so wichtig?
Faszien sind lebendig, formbar und hochsensibel. Sie reagieren auf Bewegung, emotionale Zustände, Ernährung und Stress. In der Körperarbeit – ob in Massage, Bewegungstherapie, Tanz, Yoga oder manuellen Techniken – spielen sie eine entscheidende Rolle aus mehreren Gründen:
1. Beweglichkeit und Elastizität
Faszien ermöglichen das geschmeidige Gleiten der Muskeln gegeneinander. Verkleben oder „verfilzen“ sie (z. B. durch Bewegungsmangel, Verletzungen oder Stress), können Schmerzen, Verspannungen und Bewegungseinschränkungen entstehen. Körperarbeit hilft, diese Verklebungen zu lösen und die Faszien wieder geschmeidig zu machen.
2. Kraftübertragung und Stabilität
Faszien übertragen Muskelkraft und sorgen für eine ausgeglichene Spannungsverteilung im Körper. Sie bilden sogenannte myofasziale Ketten, durch die Bewegung ganzkörperlich koordiniert wird. Das bedeutet: Eine Verspannung im Nacken kann sich auf die Füße auswirken – und umgekehrt.
3. Körperwahrnehmung (Propriozeption)
Faszien enthalten eine Vielzahl von Sinneszellen, die für die Wahrnehmung von Haltung, Bewegung und Spannung zuständig sind. Durch bewusste Körperarbeit wird diese Wahrnehmung geschärft, was Haltung, Koordination und Selbstregulation verbessert.
4. Emotionale Speicherfunktion
Faszien speichern nicht nur physische, sondern auch emotionale Spannungen. Trauma, Stress oder unterdrückte Gefühle können sich in faszialen Mustern ausdrücken. Deshalb kann Körperarbeit mit Faszien auch emotionale Prozesse anstoßen und unterstützen.
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Faszienfreundliche Körperarbeit – worauf kommt es an?
•Langsame, bewusste Bewegungen: Sie helfen, tiefere Schichten zu erreichen und das Fasziengewebe nachhaltig zu verändern.
•Dehnung und Schwingen: Sanfte Dehnungen, federnde Bewegungen oder Schütteln aktivieren die Elastizität.
•Berührung: Faszien sprechen besonders auf achtsame, druckangepasste Berührung an, wie sie in manueller Therapie oder Faszienmassagen vorkommt.
•Hydration: Bewegung „wässert“ die Faszien, da durch Druck und Entlastung Flüssigkeit ausgetauscht wird – essenziell für ihre Gleitfähigkeit.
•Regelmäßigkeit: Faszien brauchen konstante Reize, um gesund und elastisch zu bleiben.
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Fazit
Faszien sind weit mehr als bloßes Bindegewebe – sie sind ein lebendiges Netzwerk, das Bewegung, Wahrnehmung, Emotion und Struktur miteinander verbindet. In der Körperarbeit bieten sie einen wertvollen Zugang zu ganzheitlicher Heilung und Entwicklung. Wer die Faszien anspricht, arbeitet nicht nur am Körper, sondern auch an tiefen Schichten des Selbst.